Chronik des Musikverein Burgau
Im Jahre 1880, fanden sich einige musikbegeisterte Männer und Bürger aus dem Marktflecken Burgau, das erstmals urkundlich im Jahre 1413 in einem Lehensbrief genannt wurde, zusammen und gründeten den „Bürgerlichen Musikverein Burgau, Ostmark“.
Die damaligen Gründungsmitglieder waren, soweit dies aus historischen Protokoll- und Kassabüchern entnommen werden konnte, die Herren Angerbauer Karl, Frenz Karl, Frenz Ludwig, Lederer Franz, Lederer Anton, Postl Johann, Schlögl Franz (Burgauberg), Weinseiß Josef, Weinseiß Paul, Groß Josef, Genser Johann, Postl Anton, Laminger Josef (Burgauberg).
Der „Bürgerliche Musikverein“ begann seine musikalische Tätigkeit vorerst größtenteils als Streich– und Salonorchester, erst nach und nach änderte sich die Instrumentierung zugunsten der Blasmusik. Auch die Mitgliederzahl nahm stets zu, sodass im Jahre 1904 bereits rund 35 aktive Musiker, nicht nur aus Burgau, sondern auch aus den Nachbarorten Burgauberg, Bierbaum, Blumau, Rohr im Bgld., Wörth, Neudau, Neudauberg, Schwarzmannshofen und Kleinsteinbach dem Verein angehörten.
Diese erfreuliche Aufwärtsentwicklung blieb auch der übrigen Bevölkerung nicht verborgen, sodass viele Bürger von Burgau und Umgebung dem Musikverein ihre Unterstützung angedeihen ließen. Laut Aufzeichnungen waren es im Jahre 1906 bereits 42 unterstützende Mitglieder. Dieser Stand, sowohl an aktiven als auch an Unterstützungsmitgliedern, konnte bis 1936 gehalten werden.
Auf Grund des Inventarverzeichnisses über Musikalien und Notenmaterial aus dem Jahre 1905 ist es möglich, Rückschlüsse auf das umfangreiche und verschiedenartige musikalische Können und Wirken der Musikkameraden von damals zu ziehen. In ihrem Repertoire fanden sich Ouvertüren zu verschiedenen Opern (Martha von Flotow, Norma von Bellini), weiters Potpourris (aus Boccacio, Die Fledermaus udgl. mehr), Quadrillen, einen umfangreichen Bestand an Walzern, Polkas und unzähligen Märschen.
Am 3. Dezember 1905 feierte der „Bürgerliche Musikverein“ das Fest des 25jährigen Bestandes. Hierbei wurde ein Konzert eines gemischten Orchesters des Musikvereines aufgeführt. Die „Endabrechnung über Einnahmen und Ausgaben anlässlich der 25jährigen Jubelfeier“ ergab ein Reinerträgnis von 35 Kronen, 2 Heller.
Die Kriegswirren des 1. Weltkriegs haben auch den Musikverein arg in Mitleidenschaft gezogen. Von den damals 36 ausübenden Mitgliedern mussten bereits zu Kriegsbeginn neun Musikkameraden einrücken, denen im Verlauf des Kriegs noch weitere 16 Kameraden folgten. Somit war man gezwungen, infolge Spielunfähigkeit seine Tätigkeit bis auf weiteres einzustellen. Von den 25 kriegsdienstverpflichteten Vereinsmitgliedern sind vier Mann, und zwar Hirschböck Franz, Hoffmann Josef, Kunter Ferdinand und Wagner Josef leider nicht mehr in ihre Heimat zurückgekommen, sie mussten ihr Leben für das Vaterland opfern.
Am 2. und 3. August 1930 fand unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung von Burgau und Umgebung das Fest des 50jährigen Bestandes des Musikvereines mit einer umfangreichen Programmgestaltung statt, so u. a. ein Fackelzug mit Heldenehrung, Gesamtprobe aller erschienenen Musikkapellen im Fabrikssaal der Firma Borckenstein, weiters ein Monsterkonzert sämtlicher Kapellen und abschließend Konzerte der Gastkapellen in verschiedenen Gasthäusern (insgesamt konzertierten 180 Musiker.)
Der 2. Weltkrieg mit seinen verheerenden Folgen brachte auch die Tätigkeit des Vereines vollständig zum Erliegen. Erst im Jahre 1947 konnte mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Bei der Jahreshauptversammlung am 20.Juli 1947 zählte man insgesamt 12 ausübende Mitglieder, die mit unbeugsamer Schaffenskraft den Musikverein wiederum aufbauten und innerhalb weniger Jahre zu einem anerkannten und geschätzten Kulturträger machten.
Am 2. September 1951 feierte der Verein sein 70jähriges Bestandsjubiläum, ebenfalls verbunden mit einem Bezirksmusikertreffen. Zum verantwortlichen Festleiter wurde Herr Magor bestellt. Da noch keine Trachtenkleidung vorhanden war, wurde der einstimmige Beschluss gefasst, dass alle Musikkameraden im Steireranzug ausrücken müssen.
Im Jahre 1953 war es erstmals möglich, unter Mithilfe der gesamten Bevölkerung von Burgau und Burgauberg die Kapelle in eine einheitliche Tracht zu kleiden. Um diese Einkleidung bewerkstelligen zu können, wurden sogar getragene, nicht mehr benötigte Feuerwehrblusen von Herrn Schneidermeister Spörk zu diesem Zweck umgearbeitet.
Die nächste Einkleidung erfolgte im Jahre 1962, wobei 25 Stück Trachten bestellt wurden.
Die dritte schmucke Tracht wurde erstmals am 1.Mai 1976 der Öffentlichkeit vorgestellt. Anfänglich wurden 39 Trachten angekauft, bis 1980 ist die Anzahl bereits auf 51 komplette Trachtenbekleidungen angewachsen.
Seit der Gründung des Musikvereins im Jahre 1880 mussten sämtliche Proben und Zusammenkünfte in Gasthäusern stattfinden. Im Jahre 1971 wurde ein von der Gemeinde nicht mehr benötigter Gemeindestadel von den Musikkollegen in gemeinsamer, unentgeltlicher Zusammenarbeit in ein Vereinsheim umgebaut.
Rund 1500 Arbeitsstunden waren notwendig, um ein menschenwürdiges Probenlokal zu schaffen. Am 1.Juli 1973 konnte nach Segnung durch Herrn Geistl. Rat Pfarrer Anton Fink das schmucke Heim unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und im Beisein bekannter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens seiner Bestimmung übergeben werden.
Neben unzähligen Ausrückungen zu den verschiedensten Anlässen, Veranstaltung von Wunsch-, Strand- und sonstigen Konzerten, fand am 3. und 4. Juli 1976 wieder ein Bezirksmusikertreffen statt, das im Park der Familie Borckenstein abgewickelt und von zahlreichen Gastkapellen besucht wurde.
Im Rahmen eines 3-Tage Festes wurde das 100-Jahr Jubiläum des Musikvereines Burgau im Juni 1980 gemeinsam mit einer großen Anzahl von Gastkapellen begangen.
Seit 1981 wird jährlich ein Konzert anlässlich des „Tag der Blasmusik“ veranstaltet.
1982 wurde unter der Leitung von Fritz Mühlhauser eine Musikkassette des Musikvereines Burgau aufgenommen.
Obmann Karl Hackl sen. veranstaltete seit 1984 das alljährliche sommerliche Spanferkelgrillen, welches sehr beliebt bei den Musikern war.
Vom 18.-20. Juli 1986 fand in Burgau das Bezirksmusikertreffen verbunden mit einem Zeltfest statt.
Der Reingewinn dieser Veranstaltung wurde für die Renovierung des
Musikerheimes (Neuzubau sanitärer Einrichtung) sowie für Nachschaffung von Tracht und Musikinstrumenten zweckentsprechend verwendet. In diesem Jahr wurde Krammer Josef zum Ehrenobmann-Stellvertreter auf Lebenszeit ernannt.
Jedem Musikverein des Musikbezirkes Fürstenfeld wurde es ermöglicht im Jahr 1988 ein Musikstück aufzunehmen, welches anschließend auf der
Bezirksschallplatte zu hören war, auch der Musikerverein Burgau beteiligte sich bei diesem Bezirksprojekt.
1990 bekam der Musikverein eine neue Tracht, welche beim
Bezirksmusikertreffen am 29. und 30.Juni 1991 vorgestellt wurde.
Seit 1970 hatte Fritz Mühlhauser die musikalische Leitung des Musikvereines.
Im Jahr 1991 bis 1992 war Franz Jannach der Kapellmeister des Musikvereins Burgau. Danach übergab er wieder die Leitung an Herrn Mühlhauser, welcher bis zum Jahre 2001 30 Jahre lang Kapellmeister des Vereines war.
Christian Wallner übernahm die musikalische Leitung 1997 und war 5 Jahre lang Kapellmeister.
Karl Hackl sen. legte im Jahr 1998 nach 22 Jahren das Amt des Obmannes zurück, sein Nachfolger wurde Alex Wolf .
Der bisherige Obmann Karl Hackl sen. wurde zum Ehrenobmann auf Lebenszeit und Fritz Mülhauser wurde zum Ehrenkapellmeister auf Lebenszeit bestellt.
Anton Sammer sen. und Bauer Julius wurden zu Ehrenmusikern auf Lebenszeit ernannt.
Bereits 1976 wurde Josef Lederer zum Ehrenobmann auf Lebenszeit bestellt.
Im Juli 2000 wurde anlässlich der 120 Jahr Feier ein Musikfest mit Bezirksmusikertreffen veranstaltet. Zahlreiche Besucher und Musikkapellen trugen zum hervorragenden Gelingen dieses besonderen Festes bei.
2001 übernahm Herbert Schiller die musikalische Leitung des Musikvereines.
Der „Tag der Blasmusik“ wurde 2002 umbenannt zur „Bläserparade“.
Viele Male durfte der Musikverein zu diesem kleinen Musikfest einladen und mit verschiedenen Musikkapellen gemeinsam musizieren und feiern. Seit 2002 wurde das längerfristige Ziel, der „steirische Panther“ (eine Ehrung durch den Landeshauptmann für die erfolgreichen Teilnahmen bei Konzert- und Marschwertungen) angestrebt. Im Mai 2007 wurde diese Anerkennung dem Musikverein Burgau in Graz verliehen.
Im August 2003 begann der Umbau des Musikheimes, bei dem mehr als 3600 Arbeitsstunden von den Musikern investiert wurden. Anlässlich der Bläserparade konnte schließlich am 17.07.2004 die Eröffnung des neuen Musikheimes stattfinden.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Alex Wolf, welcher mit viel Herzblut den Umbau des Musikheimes geleitet hat.
Alex Wolf legte im Juni 2004 sein Amt als Obmann zurück, worauf Siegfried Pöller zu seinem Nachfolger gewählt wurde.
Bis zum Jahr 2006 war es Tradition, dass am 1. Mai und am Ostersonntag der Weckruf gespielt wurden. Ab diesem Jahr wird dieser Brauch nur mehr am Ostersonntag durchgeführt.
Die bereits 25 Jahre andauernde Partnerschaft Burgau in der Steiermark und Burgau in Bayern wurde 2008 in Deutschland gefeiert. Auch in den Jahren 2013 und 2017 wurden die Partnergemeinde der Gemeinde Burgau und die Handschuhmacher Burgau vom Musikverein Burgau besucht.
Die Im Juli 2010 wurde anlässlich der „130-Jahr-Feier Musikverein Burgau“ das Bezirksmusikertreffen in Burgau veranstaltet.
Jahrelang wurde im Sommer bei den Familien Alex Wolf, Siegfried Pöller und später Familie Lederer ein traditionelles Grillfest für alle MusikerInnen und deren Familien und Freunde abgehalten .
Anlässlich der guten Erfolge bei Konzert- und Marschwertungen wurden dem Musikverein Burgau am 5.5.2014 der „steirischer Panther“ und die „Robert Stolz Medaille“ vom Landeshauptmann in Graz verliehen.
Die Vereinstracht aus dem Jahre 1990 war das Markenzeichen bei den gemeinsamen musikalischen Auftritten. Nach 25 Jahren beschlossen die Verantwortlichen des Musikvereines die MusikerInnen und die Marketenderinnen neu einzukleiden. Mit dem Einsatz aller MusikerInnen des Musikvereins Burgau und Dank der finanziellen Unterstützung der Bevölkerung von Burgau und von Burgauberg konnte am 02. August 2015 die neue Vereinstracht präsentiert und geweiht werden. Während der Umsetzungsphase hat Frau Sandra Brünner in Zusammenarbeit mit dem Steirischen Heimatwerk das neue „Lafnitztaler Sonntagsdirndl“ kreiert. Die Schneiderarbeiten wurden von der Schneiderin Andrea Sifkovits in Rudersdorf durchgeführt.
Im Jahr 2016 wurde der Aufenthaltsraum des Musikerheimes neu gestaltet.
2018 übernahm Mirijam Natter die musikalische Leitung des Musikvereines und führte neben dem Frühlingskonzert auch ein Kirchenkonzert im Spätherbst ein.
Im Sommer 2020 war am Strandfest-Freitag anlässlich der 140-Jahr-Feier des Musikverein Burgau das Bezirksmusikertreffen geplant. Durch COVID-19 konnte dieses nicht stattfinden. Deshalb wird das Jubiläum im Rahmen eines Frühshoppens im Strandbadgelände von Burgau, am Sonntag dem 02. August, mit Musikfreunden der umliegenden Gemeinden, gefeiert.
Stand: Juli 2020